Blockheizkraftwerk und Photovoltaik
Nachhaltige Energieversorgung für großen Neubau
Ein Wohnmodell der Zukunft setzt auf Heizwärme mit Zukunft: Die Stadtwerke Witten haben ein Mehrgenerationenhaus mit einem Biomethan-Blockheizkraftwerk und einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet.
Rund 150 Jahre schaut die Germania schon auf den Karl-Marx-Platz in Witten. In dieser Zeit hat die Statue viel gesehen. Vor einiger Zeit hat sich nun auch rechter Hand von ihr gehörig etwas getan: Ein privater Investor hat hier, am westlichen Rand des Platzes, ein modernes Mehrgenerationenhaus gebaut. Das viergeschossige Gebäude beherbergt eine Kita, 17 Wohnungen und zwölf Studenten-Apartments. Der Bau gliederte sich zeitlich in die Umgestaltung des Karl-Marx-Platzes zu einer kleinen grünen Stadtoase ein. Auch das Gebäude ist „grün“ geplant: Es erfüllt den KfW 55 EE-Standard und braucht damit nur 55 Prozent der Energie eines regulären Neubaus.
BHKW mit Biomethan
Natürlich sollte auch die Energieversorgung möglichst klimafreundlich sein. Für die Wärmeversorgung ließen die Stadtwerke Witten deshalb ein Blockheizkraftwerk (BHKW) einbauen, das zu 55 Prozent mit Biomethan läuft. Mit seiner Heizleistung von 45 kW liefert es rund 95 Prozent der benötigten Heizwärme. Nur wenn es gewartet werden muss oder an richtig kalten Tagen unterstützt ein Heizkessel, der mit Erdgas befeuert wird. „In der Regel wird das aber nicht nötig sein, da das BHKW die Wärmeversorgung allein stemmen kann“, erklärt Christian Dresel, Gruppenleiter Energiedienstleistungen der Stadtwerke Witten.
Um Strom zu erzeugen, nutzt das BHKW im Winter zwar ebenfalls noch Erdgas. Im Sommer aber kommt die Energie komplett CO2-neutral von einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Einen Teil davon nutzen Mieter im Mieterstrommodell, der Rest fließt ins öffentliche Netz. Wie das BHKW gehört auch die PV-Anlage den Stadtwerken. „Mit dem Hausbesitzer besteht ein ganz normaler Vertrag zur Wärme- und Stromlieferung. In diesem Fall betreiben wir die Erzeugungsanlagen einfach gleich direkt beim Gebäude“, sagt Dresel.
Wärmepumpe als Ergänzung
Aktuell versorgt das BHKW das Gebäude mit 60 Prozent Heizwärme aus erneuerbaren Energien. Das reicht aus, um die gesetzlichen Anforderungen von 2022 zu erfüllen – dem Jahr, in dem das Haus geplant wurde. „Wir denken aber darüber nach, in einiger Zeit noch eine Wärmepumpe dazuzunehmen“, sagt Dresel. Sie soll dann von Frühling bis Herbst gemeinsam mit dem BHKW laufen, um Erdgas zu sparen und bislang ins Netz eingespeisten PV-Strom vor Ort zu nutzen. Für künftige Heizungsanlagen in ähnlicher Größe ist eine Kombination aus BHKW, Wärmepumpe und PV-Anlage für den Fachmann ohnehin selbstverständlich: Laut Gebäudeenergiegesetz müssen alle Heizungen, die ab 2024 neu eingebaut werden, 65 Prozent erneuerbare Energien einsetzen.
Direkt mitgeplant haben die Stadtwerke auch die Infrastruktur für künftige Ladesäulen auf dem Parkplätzen hinter und neben dem Mehrgenerationenhaus. „Die Kabel liegen alle schon. Möchte ein Mieter eine Wallbox installieren, kann sie sofort angeschlossen werden“, sagt Dresel. Der Strom dafür ist natürlich klimafreundlich: Er stammt von der PV-Anlage auf dem Dach. „Wir haben hier alle Elemente der Energieversorgung sinnvoll verzahnt“, freut sich Dresel. Ein Anspruch, den er und sein Team bei jeder Wärmeplanung haben.