Wie wird Witten in Zukunft klimaneutral heizen können? Das soll der Kommunale Wärmeplan zeigen, der bis Mitte 2028 vorliegen muss. Ziel ist, die gesamte Wärmeversorgung – sowohl Wärmenetze als auch private Anlagen – auf erneuerbare Energie und Industrieabwärme umzustellen. Die Stadtwerke haben kürzlich den Auftrag erhalten, diesen Plan zu erstellen und machen sich jetzt an die Arbeit.

Hierbei gibt es eine besondere Herausforderung: Witten möchte bereits bis 2040 eine klimaneutrale Wärmeversorgung erreichen. Fünf Jahre früher, als es gesetzlich verlangt ist. Allerdings werden in der Ruhrstadt 94 Prozent der Wärme mit fossilen Energien erzeugt. Überdurchschnittlich viel im Vergleich zu den bundesweiten 77 Prozent. „Grund dafür ist der relativ hohe Anteil von Gas- und Ölheizungen in Witten“, weiß Patrick Berg, Abteilungsleiter Energiedienstleistungen der Stadtwerke Witten. Es gibt also viel zu tun für die Stadtwerke.

So heizt Witten aktuell

Gas: 69 %

Öl: 25 %

Holzkohle, Holzpellets: 1 %

Fernwärme: 3 %

Wärmepumpe: 2 %

Vier-Stufen-Prozess

Um den Kommunalen Wärmeplan zu erstellen, folgen Berg und sein Team einem gesetzlich vorgeschriebenen Vier-Stufen-Prozess. Zunächst steht jetzt eine umfangreiche Bestandsanalyse an. Im Mittelpunkt dabei: die derzeitige Wärmeversorgung und -erzeugung samt Verbrauch. Dafür tragen sie alle Daten zusammen, die den Stadtwerken durch ihre Kunden selbst vorliegen. Ergänzende Informationen über Ölheizungen in Witten erhalten sie von der Stadtverwaltung. Diese bekommt sie wiederum von den Schornsteinfegern.

In die Analyse fließt außerdem mit ein, welche Heizarten in bestimmten Straßenzügen genutzt werden. Auch wichtige Infrastruktur für die Wärmeversorgung – etwa Leitungen und Verteilnetze – wird berücksichtigt. Dazu kommen Angaben zu Gebäudetypen und Baualtersklassen. „Aus all diesen Informationen ermitteln wir dann die zukünftigen Wärmebedarfe in Witten“, erklärt Berg.

Welche Quellen erneuerbarer Energien und Abwärme dafür genutzt werden können, erforschen die Stadtwerke anschließend mit einer Potenzialanalyse. Dabei ermitteln sie auch, wo sich in der Stadt welche Wärmeerzeugung sinnvoll einsetzen lässt. Bergs Team berücksichtigt hierfür auch Sanierungspotenziale von Gebäuden.

Wirtschaftlichkeit mitgedacht

Im dritten Schritt legen die Stadtwerke dann Zielszenarien fest. Dafür teilen sie Witten in Wärmeversorgungsgebiete ein. Die zukünftigen Wärmebedarfe der Stadt dienen als Grundlage, wie dort geheizt werden könnte. „Wir prüfen, ob eine bestimmte Art der Wärmeversorgung, zum Beispiel Fernwärme, für ein Gebiet in Frage kommt oder komplett ungeeignet ist“, so Berg. Bei allen Planungen gilt, dass neben dem Klimaschutz insbesondere die Wirtschaftlichkeit sowie die Versorgungs- und Planungssicherheit der Wärmelösungen berücksichtigt werden.

Abschließend entwickeln die Stadtwerke dann eine Strategie, mit welchen Maßnahmen sich die Zielszenarien erreichen lassen. Außerdem prüfen sie Potenziale für Großwärmespeicher in der Stadt. „Für eine künftige klimaneutrale Wärmeversorgung ist die Frage, wie wir Wärme aus erneuerbaren Energien speichern können, natürlich zentral“, sagt Berg.

Wichtig ist ihm auch, sich im Planungsprozess mit Wittenern auszutauschen, die Informationen zu Wärmebedarf und Wärmeversorgung der Stadt beitragen können. Dazu zählen Schornsteinfeger, Unternehmen, Vertreter der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, Energiegenossenschaften, aber auch Hauseigentümer und Mieter. Insgesamt drei Treffen soll es mit ihnen geben. Die Einladungen werden die Stadtwerke innerhalb der nächsten drei Monate versenden.

Ihr Ansprechpartner

Patrick Berg
Patrick Berg
Abteilungsleiter Energiedienstleistungen
Telefon: 02302 9173-600