In diesem Jahr könnte sie in Witten beginnen, die kommunale Wärmezukunft großen Stils. Ein Förderantrag zum Thema liegt bereits beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa). „Wir haben Zuschüsse für eine Machbarkeitsstudie beantragt und warten jetzt auf die Zusage“, erzählt Tristan Leininger von den Stadtwerken. Der Projektmanager für Wärme- und Quartierskonzepte möchte in der Studie prüfen, mit welchen Heizlösungen sich im Wohnquartier zwischen Pferdebachstraße und Leostraße ein nachhaltiges Nahwärmenetz einrichten lässt. Dort stehen unter anderem 22 Mehrfamilienhäuser der Siedlungsgenossenschaft Arbeiterheim (SAW). Ein Luftbild des möglichen Nahwärmenetzes finden sie zum Download hier. Alle Gebäude dort werden noch mit Gaszentralheizungen betrieben. Die Idee ist, sie durch eine zentrale Wärmeversorgung für das ganze Quartier zu ersetzen.

Erdwärme oder Luft-Wasser-Wärmepumpe?

„Wir planen eine Heizzentrale mit Wärmepumpe, die über ein Wärmenetz alle Gebäude dort anbindet“, erklärt Leininger. Mit der Machbarkeitsstudie wollen er und seine Kollegen unter anderem herausfinden, welche Art von Wärmepumpe sich eignet. Eine Erdwärmepumpe oder doch besser eine gängige Luft-Wasser-Wärmepumpe? Und ist ein mit Erdgas betriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW) zur Ergänzung an kalten Wintertagen wirtschaftlicher als eines mit Biogas? Für eine Übergangszeit von bis zu fünfzehn Jahren wäre aus Sicht der Stadtwerke Erdgas durchaus in Ordnung.

„Wir bauen Lösungen, die die gesetzliche Vorgabe von 65 Prozent erneuerbaren Energien erfüllen und erstmal für den Moment helfen“, sagt Leininger pragmatisch. „In Zukunft werden dann vermutlich noch ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Grüne Fernwärme oder Wasserstoff zum Beispiel.“ Der Fachmann möchte alles ergebnisoffen untersuchen. Schließlich fließen sämtliche Erkenntnisse auch in die kommunale Wärmeplanung für Witten ein. Ende 2027 wird sie voraussichtlich vorliegen. Die Stadtwerke haben gerade den Zuschlag bekommen, den Wärmeplan zu erarbeiten.

Wärmenetz voraussichtlich bis 2027 fertig

Mit ersten Planungen zum Nahwärmenetz rund um die „Siedlung Arbeiterheim“ möchten sie beginnen, sobald die Förderung der Machbarkeitsstudie genehmigt ist. Stellen sie in der Studie fest, dass das Vorhaben für sie, die SAW und die Mieter wirtschaftlich ist, sollen spätestens Anfang 2027 die Bauarbeiten losgehen. „Wenn alles gut läuft, könnten bereits im Sommer alle Gebäude angeschlossen sein“, stellt Leininger in Aussicht. Er hat derweil schon die nächsten Projekte im Blick: Künftig sollen weitere Quartiere Nahwärmenetze erhalten. Mit seinem Team führt er dazu Gespräche mit den Wittener Wohnungsgesellschaften.

Die Entscheidung, mit der „Siedlung Arbeiterheim“ zu beginnen, hat damit zu tun, dass die Maßnahmen dort unkompliziert und voraussichtlich wirtschaftlich umsetzbar sind: Auf den Grundstücken gibt es viele Grünflächen, durch die sich die Wärmeleitungen kostengünstiger legen lassen als durch Straßen. Zudem gehören alle Gebäude der SAW, sodass es nur einen Ansprechpartner gibt. Das vereinfacht Abstimmungen im Planungs- und Bauablauf.

Zurzeit erwägen die Stadtwerke, auch die Stromversorgung der Wärmepumpe in der Heizzentrale des Quartiers möglichst lokal zu gestalten. Dafür möchten sie Photovoltaikanlagen auf den Hausdächern installieren, sofern deren Tragfähigkeit das zulässt. So benötigt die Wärmepumpe nicht mehr so viel Strom aus dem Netz. Scheint keine Sonne, soll das BHKW zur Wärmeerzeugung einspringen. Auch bei diesem Projekt wird Wirtschaftlichkeit großgeschrieben. „Wir wollen uns bei der ersten Planung dieser Art direkt am Strommarkt orientieren“, sagt Leininger. Bei niedrigem Strompreis arbeite eine Wärmepumpe wirtschaftlicher, bei hohem Strompreis ein BHKW. Er will deshalb prüfen, ob ein größerer Pufferspeicher für die Heizzentrale sinnvoll ist, um die Anlage flexibler zu gestalten: Dann ließe sich mehr Wärme einspeichern, die zu Tageszeiten mit niedrigen Strompreisen erzeugt würde. Auch das soll die Machbarkeitsstudie klären. Denn die Stadtwerke, so Leininger, wollen auf die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung optimal vorbereitet sein. „Deshalb möchten wir im Projektgebiet schon jetzt im Kleinen das Große testen.“

Ihr Ansprechpartner

Tristan Leininger
Projektmanager für Wärme- und Quartierskonzepte
Telefon: 02302 9173-600