Am frühen Abend läuft das Stromnetz in Deutschland regelmäßig zu Höchstleistungen auf – dann ist eine der „Lastspitzenzeiten“ des Tages: Wenn die meisten Menschen daheim sind, nutzen sie viele elektrische Geräte und Heizanlagen. Der Energieverbrauch schnellt enorm in die Höhe, aber die Zuleitung des Häuser ist dafür ausgelegt und stemmt das.

Laden an Mehrfamilienhäusern zusätzlich Elektroautos die Batterien auf, kann dies dort die Stromversorgung überlasten. „Für einen Hausanschluss steht nur eine begrenzte elektrische Leistung zur Verfügung. Deshalb können E-Autofahrer an solchen Wallboxen nie gleichzeitig mit Höchstleistung ihre Fahrzeuge aufladen“, weiß Tobias Heinichen von den Stadtwerken Witten.

Lastmanagement verteilt Strommenge

Um das Stromtanken am Mehrfamilienhaus zu ermöglichen, muss unter anderem der bestehende Zählerschrank durch ein modernes Modell ersetzt werden. Mit einem eingebauten Lastmanagement sorgt dies dafür, dass die Netzanschlussleistung des Gebäudes nicht überschritten wird. Zugleich verteilt es die aktuell verfügbare Strommenge auf alle Fahrzeuge an den Wallboxen.

„Es braucht dabei niemand zu befürchten, dass das Auto am nächsten Morgen nicht genügend aufgeladen ist“, erklärt Heinichen. „Selbst Ladepunkte mit geringer Leistung schaffen es, eine Batterie über Nacht ausreichend zu füllen.“ Sie hat dann genug Strom für die Streckenlänge gespeichert, die ein Auto im Durchschnitt täglich fährt. Sollte wirklich einmal ein komplettes Aufladen nötig sein, wartet der nächstgelegene Schnellladepunkt.

Um hohe Anfangsinvestitionen zu vermeiden, können Vermieter solch eine Ladelösung von den Stadtwerken auch pachten. Sie zahlen dann lediglich monatlich einen festen Betrag. Die Stadtwerke regeln den Einbau und übernehmen später den Betrieb, die Abrechnung sowie die Wartung der Ladeeinrichtung.

Wenige Ladepunkte reichen

Auch für Häuser, in denen erst wenige E-Autobesitzer wohnen, gibt es eine Ladelösung, die sich lohnt: Durch gemeinsam genutzte Wallboxen lässt sich die Zahl der Ladestationen senken. „Das deutsche Prinzip, nach dem jeder gerne an seinem Stellplatz eine eigene Wallbox hätte, muss nicht sein“, so Heinichen. Ordnet man Stellflächen nicht fest einem Mieter zu, können gleich mehrere Mieter eine Ladestation nutzen. Denn ein Auto muss in der Regel nur alle zwei bis drei Tage die Batterie auffüllen. Außerdem braucht es dafür nicht die 12 Stunden, die es im Durchschnitt täglich daheim parkend verbringt. Steigt später die Zahl der E-Autofahrer im Haus, kann das Ladesystem problemlos erweitert werden.

Das gemeinschaftliche Stromtanken lässt sich zudem einfach organisieren: Jeder E-Autofahrer bekommt eine Karte, um sich an der Wallbox anzumelden. Sie verbucht dann die jeweils geladene Strommenge. Die Rechnung dafür geht später dem Mieter zu. Befürchtungen, ein Auto könne zu lange die Wallbox blockieren, zerstreut Heinichen. „Die Ladezeit kann auf eine vorher bestimmte Stundenzahl begrenzt werden. Wer danach immer noch am Ladekabel hängt, zahlt Standgebühren – eine Praxis, die sich schon bei öffentlichen Ladesäulen bewährt hat.“

Zurzeit lohne es sich besonders, Ladeinfrastruktur zu erwerben, erklärt Tobias Heinichen. Denn das Land Nordrhein-Westfalen schreibt aktuell üppige Förderungen aus. So sind etwa für eine Wallbox Zuschüsse von bis zu 1.500 Euro drin!

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