Trend Balkonkraftwerk
Strom von der Brüstung
Die private Stromrechnung senken und zugleich CO2 vermeiden: Das geht ganz unkompliziert mit einer kleinen Solaranlage für Balkon, Terrasse oder Hauswand. Ein paar Dinge sollten Sie dabei aber beachten.
Keine Möglichkeit, auf dem Hausdach Sonnenstrom zu erzeugen? Dann können Balkonkraftwerke eine Alternative sein. Die Mini-Solaranlagen produzieren Energie, die Sie direkt im eigenen Haushalt oder Unternehmen nutzen können. So machen Sie sich unabhängiger von Strompreisen – und verleihen der Energiewende zusätzlichen Schub. Und das alles ohne größere Investitionen, denn Balkonkraftwerke sind relativ preisgünstig.
Die Anlagen lassen sich ohne hohen Aufwand installieren – und bei einem Umzug problemlos abbauen und mitnehmen. Platz finden sie auf Balkongeländern, Wänden, Garagendächern oder Terrassen. Meistens bestehen sie aus einem bis zwei Solarmodulen samt Wechselrichter. Mehr als 600 Watt darf dieser bislang nicht ins Stromnetz bringen. Das soll sich jedoch mit dem Solarpaket 1 ändern, das die Regierung 2024 verabschieden möchte. „Dann dürfen es bis zu 800 Watt sein“, sagt Patrick Berg, Abteilungsleiter Energiedienstleistungen der Stadtwerke Witten.
Einfache Zulassung
Zum Einspeisen des Stroms ins Netz reicht eine Steckdose, die den technischen Anschlussbedingungen des Netzbetreibers entspricht. Sie kann sich auf dem Balkon oder in der Wohnung befinden. Beim Stromzähler gilt zurzeit noch: Er darf sich nicht rückwärts drehen. Wer nur einen Einrichtungszähler hat, muss ihn gegen einen Zweirichtungszähler austauschen. Eine Genehmigung brauchen die Anlagen dagegen nicht. Es reicht die Anmeldung bei der Bundesnetzagentur und beim Netzbetreiber. Außerdem muss der Vermieter sein Okay geben.
Leistung der Anlage
Die Balkonkraftwerke sind zwar klein, aber ihre Arbeit kann sich sehen lassen: An sonnigen Tagen produzieren sie genug Energie, um energieeffiziente große Geräte im Haushalt zu betreiben. Für ein optimal ausgerichtetes Modul in einer Region mit hoher Sonneneinstrahlung rechnet Berg vor: „Ein typisches 400-Watt-Modul mit einer Größe von etwa 1,7 Quadratmetern kann pro Quadratmeter etwa 150 bis 200 kWh pro Jahr erzeugen. Zwei Module können hier Kühlschrank und Spülmaschine eines Zwei-Personen-Haushaltes problemlos versorgen.“ Das senkt nicht nur die Stromrechnung, sondern auch den Ausstoß von CO2: Bis zu 2,5 Tonnen spart ein Balkonkraftwerk in zwanzig Jahren ein.
„Wie viel Strom eine Anlage aber tatsächlich erzeugt, hängt immer von ihrer Ausrichtung und den jährlichen Sonnenstunden am Standort ab“, weiß Patrick Berg. Die höchsten Jahreserträge erreichen unbeschattete Anlagen, die nach Süden zeigen und eine Modulneigung von 30 Grad aufweisen. Der Profi empfiehlt allerdings: „Falls Sie die Möglichkeit haben, richten Sie ein Modul flach nach Westen aus und das andere nach Osten. Dann erzeugen Sie über den ganzen Tag kontinuierlich Strom.“
Wer mehr Strom produziert, als er nutzt, speist automatisch den Rest ins öffentliche Netz ein. Das wird jedoch nicht vergütet, weil Balkonkraftwerke wegen ihrer relativ niedrigen Leistung nur wenig überschüssigen Strom erzeugen. Es lohnt sich daher meistens, Module mit durchschnittlicher Leistung zu wählen und auf Eigenverbrauch zu setzen: Viele Balkonkraftwerke holen ihre Anschaffungskosten schon in fünf bis acht Jahren wieder herein.
Wie viel Strom und Geld spare ich durch ein Balkonkraftwerk? Der Stecker-Solar-Simulator der HTW Berlin rechnet es aus.